Kapitel Echo. Diskurs / chapter echo. discourse

Meinungen / Diskurs

 

Kommentar
Martin Nauhaus   [ Mord ist eine Straftat, Selbsttötung hingegen ist kein "Mord" ]


Datum


Kommentar

25.11.2015,
11:07

Ich möchte gern noch etwas ergänzen, das zwar nur mittelbar mit dem Samson-Projekt zu tun hat, aber doch
nicht ganz unwichtig ist. Es wurde bereits angeregt, das Wort "Bombenattentäter" aus nachvollziehbaren Gründen
durch "Selbstmordattentäter" zu ersetzen. Hier hake ich ein und rege weiterhin an, "Selbstmord" durch "Suizid" zu
ersetzen.
Die Begründung hierfür scheint weit hergeholt, rührt aber ganz nah an unser (europäisch-aufgeklärtes)
Menschenbild: Mord ist eine Straftat, ein verabscheuungswürdiges Kapitalverbrechen. Selbsttötung hingegen ist
kein "Mord"
(sieht man von der Ansicht fundamentalistisch-christlicher Theoretiker ab) und mithin (vor dem
Gesetz) nicht strafbar.
 
Hier könnte man unmittelbar in eine Diskussion darüber eintreten, wie weit unsere vielgepriesene Freiheit gehen
und ob sie sich auch auf die Hoheit über das eigene Leben und Sterben erstrecken darf, aber das soll nicht
Gegenstand eines Diskurses über die Samson-Plastik sein.Ich halte hier nur fest, daß Samson den Freitod (Suizid)
gewählt hat, wohingegen der Tod der Philister Mord war - aus "niederen Beweggründen", aus Rache.

 
Keineswegs, lieber Nico, war das meine Frage: ob "das samsonsche Verhaltensmuster als künstlerisches Leitbild
dienen" und ob "man ein Monster lieben" könne. Nein, meine Beiträge rieben sich ganz konkret an der Theorie
des Suizidattentäter-Prototypen
und an der Darstellung Samsons als gepeinigte Kreatur, die Rebellion als einzigen
Ausweg sieht.
Das wäre ja geradezu eine marxistische Interpretation - der frevelnde Fremdling als Vorläufer der Arbeiter-
bewegung! Nein, gewiß nicht.
 
Freilich kann man darüber nachdenken, inwieweit Samson Symbolfigur für den Sünder sein kann, der, wie ich
bereits schrieb, sich der Erkenntnis seines Fehlverhaltens und der daraus folgenden Läuterung (Reue statt Rache)
nachhaltig entzieht.

Und so kann man auch weiter darüber nachdenken, wie diese Sicht auf die Samsonfigur künstlerisch umzusetzen
sei, aber das war ja - zumindest in Deiner Einführung, Deinem Konzept - nicht der primäre Ansatzpunkt zum
Diskurs. Ich bin gespannt, wie sich dieser fortspinnt ...
.
 
Zum Thema "Ein Monster lieben" mag es zu gegebenr Zeit eine Fortsetzung geben.
 
 

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